Jugendhaus Veitsbuch

Brennpunkt "Altkleider"

Was den Sammlern von Altkleidern immer wieder vorgeworfen wird

Immer wieder werden die Veranstalter von Altkleidersammlungen und damit auch das KJW mit den Vorwürfen konfrontiert, die Altkleider-Exporte würden die Textilindustrie in den Abnehmer- bzw. Zielländern gefährden und dadurch würden dort Arbeitsplätze vernichtet. Deshalb ist zuweilen auch von „falschen Missionswerken“ die Rede.

Warum diese Vorwürfe unberechtigt sind

Richtig ist, dass der tragfähige Teil der gesammelten Altkleider (etwa 35 bis 40% des Sammelvolumens; was mit dem Rest passiert, erfahren Sie hier!) zumeist in diejenigen Ländern der Welt verbracht wird, in denen zugleich auch eine produzierende Textilindustrie existiert. Das sind v.a. Länder in Osteuropa, aber auch in Südamerika und Afrika. Allerdings besteht nach mittlerweile anerkannter Meinung keinerlei Zusammenhang zwischen „unseren“ Altkleiderexporten und der dort jeweils vorhandenen Textilindustrie, denn die gesamte Textilindustrie in den Abnehmerländern produziert durchwegs hochwertige Ware für die industrialisierte, westliche Welt, also für uns. Diese Ware ist aber schon durch ihre Produktion zu teuer für die dortige Bevölkerung. Diese ist folglich sogar ganz im Gegenteil in einem nicht unerheblichen Rahmen auf „unsere“ Altkleiderexporte angewiesen, weil sie sich die im eigenen Land produzierten Waren selbst schlicht nicht leisten kann. Der Bedarf an gebrauchter Kleidung ist in vielen Ländern v.a. Osteuropas nach wie vor so groß, dass sogar in größeren Städten immer noch mehr Second-Hand-Läden existieren als Geschäfte, die neue Kleidung verkaufen (z.B. in Budweis).

Und diese Überlegung gilt auch im Hinblick auf Arbeitsplätze: Diese werden durch die in den Abnehmerländern aufgebaute Altkleiderindustrie in nicht unerheblichem Umfang gerade erhalten und geschaffen, da v.a. der produzierenden Textilindustrie mangels Konkurrenz keinerlei Arbeitsplätze verloren gehen.

Diese beiden Erkenntnisse zu gewinnen bedurfte Jahrzehnte der Forschung, sie sind mittlerweile aber in alle nur denkbaren Richtungen abgesichert. Jüngste Beiträge dazu sind mehrere Gutachten anerkannter Stellen, u.a. vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, die in Kürze auch hier verfügbar sein werden.

Was der Verein konkret tut, um seiner sozialen Verantwortung gerecht zu werden

Oberste Leitfäden des Vereins bei der Sammlung sind das soziale Engagement und der Umweltschutzgedanke, denen versucht wird, in hohem Maße Rechnung zu tragen. Weil gewerbliche Aspekte im Hintergrund stehen, kann es sich der Verein als rein karitativ agierende Organisation erlauben, sein Augenmerk besonders auf den weiteren Weg speziell der Altkleider zu legen. So wird von Seiten der Sammelleitung und des Verwerterbetriebes (Fa. Wittmann, Geisenhausen) eine professionelle Entsorgung garantiert, was als Selbstverständlichkeit mit einschließt, dass die Ware nicht wie sonst üblich an den Meistbietenden verkauft wird, sondern dorthin, wo es am sinnvollsten ist.

Seit nunmehr über 30 Jahren (!) bildet der Verein mit seinen freiwilligen Helfern eine Sammelgemeinschaft, die selbständig und in Eigenregie die Verantwortung dafür übernommen hat, dass Umweltbelastungen in der Stadt Landshut in einem nicht zu unterschätzenden Umfang (die Ergebnisse der letzten Sammlungen erfahren Sie hier) reduziert und alle Materialien umweltgerecht entsorgt bzw. weiterverwendet werden. Immerhin verbraucht ein Bundesbürger pro Jahr im Schnitt etwa 24 kg Textilien. Etwas 1/3 davon wird derzeit über Straßensammlungen erfasst und wiederverwertet. Würde auch diese Menge noch als Abfall dem Hausmüll zugeführt, wäre unsere lokale Müllentsorgung vor größere Probleme gestellt.

Der Verein trägt damit der Verantwortung einer heutigen Gesellschaft zur vernünftigen Entsorgung und Weiterverwendung von Abfallmaterialien in einem effektiven Wirtschaftskreislauf in erheblichem Maße Rechnung. Dabei hat sich der Verein zu keiner Zeit von zuweilen schlechten Arbeitsbedingungen, immer weiter fallenden Rohstoffpreisen und der immer wieder fehlenden Unterstützung seitens der Kommunen abschrecken lassen.

Darum sammelt der Verein nicht unter dem Label von "FairWertung"

Nachdem erkannt war, dass die Länder der Zweiten und Dritten Welt auf Altkleiderimporte angewiesen sind (vgl. oben), ist in Deutschland ein Dachverband namens „FairWertung e.V.“ gegründet worden, um die (erkannte) Notwendigkeit von Altkleidersammlungen mit einer gewissen Sozialverträglichkeit zu verknüpfen. Dazu hat „FairWertung“ einen Kriterienkatalog ausgearbeitet, deren Einhaltung zur Nutzung des Vereins-Logos berechtigt. Die Hauptaufgabe von „FairWertung“ liegt dementsprechend in der Vergabe des Siegels und der Überwachung der Richtlinien. Von den sechs aufgestellten Kriterien erfüllen die Altkleidersammlungen des KJW (wohl) fünf. Einzig das Kriterien „Unterstützung eines Projektes in der Dritten Welt / Weltweite Solidarität“ kann nicht erfüllt werden, da der Verein ausschließlich dazu existiert und damit letztendlich auch einzig deswegen sammelnkann, um das „Projekt Jugendhaus Veitsbuch“ zu unterstützen, sprich mitzufinanzieren. Es liegt also in der Sache selbst, dass sich die solidarische Hilfe des Vereins auf die Lieferung der von ihm gesammelten Altkleider beschränkt; gerade deshalb legt der Verein auch derart viel Wert auf eine gezielte Belieferung.

Lesen Sie hier außerdem eine kritische Anmerkung zum „FairWertung e.V.“, verfasst von Klaus Löwer von der Hans Löwer Recycling GmbH, Karlsruhe, erschienen in der Fachzeitschrift RECYCLING magazin, Ausgabe vom 29. August 2005.